Zunft zum Schlüssel
Baugeschichte
Das zweigeschossige Zunfthaus an der Einmündung des Schlüsselbergs wird von den benachbarten Geschäftshäusern überragt. Durch den spätgotischen Bogenfries sowie die barocken Fenster- und Türrahmen seiner Fassade ist es als Rest des älteren Baubestands in der unteren Freien Strasse aus der Zeit vor den Korrektionen des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts kenntlich.
1404 erwarb die «Gesellschaft der Stube zum Schlüssel», eine exklusive Kaufleutevereinigung, das Erblehensrecht an dem Haus. 1445 schliesslich ging es in das Eigentum der Zunft der Kaufleute über. Die Zunft zu Kaufleuten oder zum Schlüssel gehört zu den vier so genannten «Herrenzünften»; sie beansprucht in der offiziellen Rangordnung der Basler Zünfte seit jeher den ersten Platz. Die Zunft setzte sich aus den Tuchhändlern oder Watmännern zusammen, die ausländische Stoffe im Engrosgeschäft auf den Basler Markt brachten und das Monopol des lokalen Schnittverkaufs besassen. Seit 1433 sind Vermietungen eines oder mehrerer Läden im Parterre des Zunfthauses aktenkundig, zunächst aufeinander folgend an mehrere Goldschmiede und 1441–1447 an den Florentiner Dego de Alberti, der zusammen mit Antonius de Valencia im Schlüsselzunfthaus eine Wechselstube betrieb. 1484 berief Zunftmeister Mathias Eberler den Baumeister RUMAN FAESCH, der 1486 das Vorderhaus umbaute und 1488 das Hintergebäude am Schlüsselberg errichtete. Einen Eindruck von der Fassade vermittelt MERIANS Stadtansicht von Süden: Das durch Gesimse gegliederte Haus wies ein mittleres Einfahrtstor und zwei seitliche Ladenfenster auf, den Zunftsaal im ersten Stock erhellte ein breites Staffelfensterband, der Kniestock hatte offenbar vier Luken und die Fassade wurde von einem Zinnenkranz abgeschlossen. Die Zinnen und die rautenförmige Musterung des Daches mit glasierten Ziegeln sind auch auf MERIANS grossem Vogelschaubild von Osten (1615/17) deutlich zu erkennen. Um 1650 erfolgte ein grösserer Umbau des Vorderhauses, bei dem vermutlich der Hauseingang in die rechte Achse verlegt wurde. Seitdem wurde der übrige Raum im Erdgeschoss nicht mehr als Laden, sondern als Tanzplatz benutzt. In den 1730er- Jahren wurden Veränderungen am Hintergebäude vorgenommen: Den beiden alten Kreuzgratgewölben aus RUMAN FAESCHS Zeit wurden zwei weitere vorgelagert und die Fassade vorgezogen; der Laubenflügel wurde dabei verkürzt. 1768–1770 liessen die Zunftherren die Fassade in barocken Formen erneuern und das Haus auch im Inneren erheblich umgestalten. 1848–1883 war das Erdgeschoss an die Zinstragende Ersparniskasse vermietet. Seit deren Auszug wird im Zunfthaus zum Schlüssel ein öffentlicher Restaurantbetrieb geführt. Die nötigen Umbauten geschahen nach Plänen der Architekten EDUARD VISCHER und EDUARD FUETER 1883–1885. Zudem wurde die Decke des grossen Zunftsaals im Obergeschoss angehoben und das Dachwerk des Vorderhauses erneuert. Der Saal erfuhr eine Neuausstattung mit historistischer Täferung und einem grossen Ofen, der sich heute im Speiseraum im Erdgeschoss befindet. 1955/56 wurden die Eingangssituation und die Raumdisposition durchgreifend verändert, indem man den Hauseingang in die linke Achse der Strassenfassade versetzte. Die Laube zwischen Vorder- und Hinterhaus wurde im Erdgeschoss geschlossen und die Barocktreppe im überdachten Hof neu aufgebaut. 1985 wurde die Treppe erneut umgesetzt und befindet sich seitdem in dem von einem neuen Glasdach belichteten Hof an der Brandmauer zu Nr. 23. Gleichzeitig schuf SAMUEL BURI auf dieser Wandfläche ein monumentales Gemälde, inspiriert von einem Fassadenentwurf TOBIAS STIMMERS aus dem 16. Jahrhundert.
Verfasser: Martin Möhle
Eckdaten
Adresse | Freie Strasse 25 |
Platter Nr. | 1961 |
Platter 1610 | Zum schlißel zunft. |
Quartier 1862 | VI |
Hausnr. bis 1862 | 1630 |
Adressbuch 1862 | Schlüssel-Zunft. Corporationsgut. |
Baudatum | |
Bauherrschaft | |
Baumeister |
Weitere Informationen
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